Ein harter Kampf gegen das Elend in Bosnien
Die gebürtige Echterdingerin Ingrid Halbritter engagiert sich auf
dem Balkan für die Hilfsorganisation Pharos
Echterdingen/Sarajevo. Eine Schulküche, ein Kükenprojekt, ein neues
Altenheim, Patenschaften - mit erfolgreichen Hilfsprojekten lindert
der Echterdinger Verein Pharos die Not in Bosnien. Direkt vor Ort
kämpft Ingrid Halbritter gegen das Elend.
Von Tim Höhn
Am Anfang war Bosnien nur ein Projekt für Ingrid Halbritter, heute
dreht sich ihr Leben um das geschundene Land auf dem Balkan. Die
gebürtige Echterdingerin hat ihre Heimat verlassen und lebt in
Sarajevo und engagiert sich für Menschen, die noch immer unter den
Folgen des Bürgerkrieges in den 90er Jahren leiden. Sie hilft
Bettlern, Kindern, Familien, Witwen. Das sei nicht immer leicht,
sagt Halbritter, die Arbeit sei oft anstrengend, aber immer
bereichernd.
1997 war sie der erste Mal in Bosnien, dem nördlichen Landesteil des
Staates Bosnien-Herzegowina, und weil das Land sie faszinierte,
blieb sie. Ihr Geld verdient Halbritter mit Bildungsarbeit -
freiberuflich. Und für die Echterdinger Organisation Pharos
koordiniert sie die Hilfe vor Ort - ehrenamtlich. "Wenn wir uns
langfristig engagieren, können wir wirklich etwas bewegen", sagt sie.
Genau dieses Ziel verfolgt Pharos.
Der Verein will "die Mühsal der Armut lindern und zum Aufbau einer
Kultur des Friedens beitragen", heißt es auf der Internetseite. 2005
war Pharos gegründet worden, die Mitglieder stammen hauptsächlich
aus der evangelischen Kirchengemeinde Echterdingen, Vorsitzender ist
das ehemalige Kodak-Vorstandsmitglied Hans Krämer. Bislang hat
Pharos mehrere Zehntausend Euro an Spenden in die Bosnienhilfe
investiert. "Jeder Cent landet bei den Bedürftigen, die
Verwaltungskosten liegen bei null Euro", sagt Halbritter. Menschen
aus dem ganzen Bundesgebiet spenden an Pharos, viele aus
Süddeutschland, sehr viele aus Leinfelden-Echterdingen.
Viel Geld, viel Hilfe - gleich mehrere Vorhaben konnten die
Echterdinger in den vergangenen Jahren umsetzen, teilweise allein,
teilweise in Kooperation mit Nichtregierungsorganisationen,
sogenannten NGOs. In einem abgelegenen Teil an der serbischen Grenze
wurde ein kleines Altenheim eingerichtet, im Kükenprojekt bekamen 74
Familien Küken und Futter, um sich besser ernähren zu können,
einzelne Familien werden direkt über Patenschaften oder mit
Sachspenden unterstützt, mit dem Geld aus Deutschland wurde ein
Schulbus organisiert, in dem kleinen Ort Fakovici eine Schulküche
für 16 Kinder gebaut. "Das Projekt mit mehreren Tausend Euro
Jahresbudget ist auf Dauer angelegt, um jungen Menschen in der
Grenzregion eine Zukunftsperspektive zu geben", erklärt Dieter
Fuchs, stellvertretender Pharos-Vorsitzender. "Die Kinder in der
Region leiden an Mangelernährung", fügt Ingrid Halbritter hinzu. Für
viele gehe es ums Überleben.
Ein Beispiel: Sarajevo, eine alleinstehende Mutter, sieben Kinder,
eine Wohnung im Keller. Ohne Pharos hätte diese bosnische Familie
keine Zukunft, von Pharos bekommt sie eine geschenkt. "Wir arbeiten
daran, der Frau und den Kindern gemeinsam mit einem Bauunternehmer
ein Haus zur Verfügung zu stellen", erzählt Ingrid Halbritter. In
den nächsten Wochen soll ein kleiner Hilfstransport für den
Hausstand starten.
Und manchmal bleibt Ingrid Halbritter Zeit, sich um das eigene Haus
und die eigene Familie zu kümmern. Kürzlich hat sie ihren bosnischen
Mann geheiratet, die beiden richten sich gerade dauerhaft ein. "Ich
bleibe hier", sagt sie.
Pharos-Spendenkonto: Stuttgarter Volksbank (BLZ 600 901 00), Konto:
365 860 000.
Filder Zeitung vom 20.06.2008
|